MiNa 2025 – Recap


MiNa ist back! Nach der Premiere 2024 ging die Mitteldeutsche Nachtkulturkonferenz am 11.–12. September 2025 in Jena in Runde zwei – natürlich mit uns!

Zwischen Clubbetreiber:innen, Kulturakteur:innen, Initiativen, engagierten Bürger:innen, Verwaltungsvertreter:innen und Politiker:innen wurde in der IMAGINATA fleißig diskutiert, vernetzt und an neuen Ideen für eine lebendige Nachtkultur gefeilt.

Die unter der Schirmherrschaft der Ostbeauftragten des Bundes, Elisabeth Kaiser, stattgefundene MiNa eröffnete (unter anderem) Halles Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt mit einem Grußwort. Er machte deutlich: Nachtkultur in Halle ist Chefsache. Mit sichtbarem Engagement sprach er über den Wert von „dritten Orten“ – über die Bedeutung von Clubs und Freiflächen als Räume für Begegnung, Kreativität, Gemeinschaft und Wirtschaft – und über aktuelle Bestrebungen, in Halle neue Orte für Open-Air-Veranstaltungen zu schaffen.

Auch Vertreter:innen und Bürgermeister:innen aus Erfurt, Jena und Dresden brachten in ihren Grußworten die gemeinsame Vision auf den Punkt: Die Nacht gehört zur Stadt – und sie braucht Aufmerksamkeit, Schutz und politische Unterstützung.

ⓒ MiNa

Awareness, Haltung, Miteinander

Den Auftakt machte ein spannendes Panel zu Awarenessinitiativen im öffentlichen Raum. Hier stellten unter anderem die Erfurter Nachteulen und die Nacht(sch)Lichter*innen Dresden ihre Arbeit vor – beeindruckende Einblicke in Projekte, die unsere Nächte durch ihre Awarenessarbeit im öffentlichen Raum sicherer, zugänglicher und respektvoller machen. 

Im Anschluss nahm unser Team am Panel „Rechts abgebogen? Nicht mit uns!“ teil – ein Thema, das angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen aktueller nicht sein könnte. Unter der Moderation von Dilan Aytaç diskutierten u.a. Lena Lehmann (miteinander e.V.) und Max Reschke (Grüne Weimarer Land / Buntes Weimarer Land e.V.) über rechte Tendenzen in der Nachtkultur und wie wir als Szene Haltung zeigen können.

Nach einem intensiven ersten Tag endete die MiNa für uns mit spannenden Gesprächen in der Netzwerkrunde – und vielen neuen Impulsen im Gepäck für die Heimreise nach Halle.



Clubs als „Dritte Orte“ – Räume, die verbinden

Der Freitag begann für uns frisch und gestärkt mit einem Themenblock, der uns besonders am Herzen liegt: Clubs als Dritte Orte. Unter der Moderation von Nadia Schmidt (Fachbereich Kultur, Stadt Halle) tauschten wir uns in Kleingruppen über die Rolle dieser Orte aus – Orte, die mehr sind als Tanzflächen, sondern soziale, kulturelle und kreative Treffpunkte.

Wir sprachen über Zielgruppen, Zugänglichkeit und über die Herausforderungen, die viele Veranstalter:innen derzeit umtreiben – vor allem das „Besucher:innensterben“, das bundesweit spürbar ist.

Geld, Gemeinschaft und neue Wege

Weiter ging’s mit dem Panel „Communitybasierte Finanzierungsmodelle“, geleitet von Anne Petzold (MiNa-Koordinierung / Koordinierungsstelle Nachtleben Leipzig). Hier teilten Karina Halbauer (Kulturquartier Schauspielhaus Erfurt eG), René Reinhardt (Schaubühne Lindenfels Leipzig) und Felix Buchta (objekt klein a Dresden) ihre Erfahrungen zu alternativen Finanzierungsstrukturen – von solidarischen Modellen bis hin zu genossenschaftlichen Konzepten. Ein inspirierender Austausch, der zeigte: Kreativität endet nicht an der Clubtür, sondern kann auch wirtschaftlich neue Wege öffnen.

Netzwerke, die tragen – Tanzdemonstrationen und ihre Bedeutung 

Zum Abschluss waren wir selbst mit auf der Bühne: Im Panel „Freie Netzwerke der Nacht“ sprach eine unserer Koordinatorinnen (Frieda Hädicke) gemeinsam mit Lennart Happe (Tolerade Dresden), Thorsten Glaser (Freie Kulturkarawane Erfurt) und Tim Forster (Freie Kulturkarawane Weimar) über die Organisation von Tanzdemonstrationen – darunter auch unsere eigene Klangkarawane in Halle und deren kulturpolitische Kraft. So führte beispielsweise die diesjährige Klangkarawane zum öffentlichen Versprechen des Oberbürgermeisters Dr. Vogt, einen runden Tisch zwischen Veranstaltungen und Verwaltung zu begründen. Zum Erfahrungsaustausch gehörte hier natürlich auch die Erörterung des Verbotes der diesjährigen Krachparade in Aachen durch das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen und dessen Bedeutung. Dieses Urteil könnte zukünftig den Weg ebnen, dass ähnliche Veranstaltungen künftig nicht mehr unter den Schutz des Versammlungsrechts fallen. Kreative Protestformen wie Tanzdemos oder Musikaktionen könnten so leichter verboten werden – was ein echtes Risiko für unsere Meinungs- und Versammlungsfreiheit darstellt. 

Eindrücke, die hängen bleiben

Vernetzung:
Die MiNa hat uns einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, miteinander im Gespräch zu bleiben. Gerade jetzt, wo viele Veranstaltende vor großen Herausforderungen stehen, braucht es Räume für Austausch, Solidarität und gemeinsames Handeln. Hierzu zählt nicht nur unsere interne, sondern gerade auch die externe Vernetzung mit Verwaltung und Politik. Für uns bedeutet das nicht nur, in der Politik als Sprachrohr der Musikveranstaltenden wahrgenommen zu werden, sondern auch die Vernetzung mit Verwaltungsorganen wie dem halleschen Immissionsschutzbeauftragten, um Anwohner:innenschutz (beispielsweise Lautstärkebeschwerden oder die  Vermüllung von öffentlichen Plätzen) in unsere Planungen für Freiflächen oder beispielsweise die nächste Klangkarawane mit einzubeziehen. Diese Gedanken werden wir auch in unser NachtentfalterSymposium 2025 (21.–22.11.2025, Station Endlos, Halle) tragen – als Plattform, um Vernetzung bewusst in den Mittelpunkt zu rücken.

Empowerment:
Im Alltag zwischen Anträgen, Technikplänen und Gagenlisten vergessen wir manchmal, unsere Erfolge zu feiern. Doch sie sind es, die uns tragen – politische Fortschritte, gelungene Veranstaltungen wie die Klangkarawane Halle oder eben die MiNa selbst. Lasst uns diese Momente bewusst wahrnehmen und uns gegenseitig stärken. Auch im Rahmen der MiNa ist im Austausch mit anderen Akteur:innen klar geworden: unsere Planungen lassen sich leider viel zu häufig mit dem berühmten steinigen Weg vergleichen, über welchen leider oft vergessen wird, nicht nur Probleme, sondern auch (und eigentlich vor allem) Erfolge zu sehen. 

Erfolge können einzelne Veranstaltungen, aber auch gerade das Bekanntmachen und die Stabilisierung von Strukturen – wie zum Beispiel die Sicherung unserer Vereinsarbeit für die nächsten 2,5 Jahre durch die Bewilligung eines Förderantrags –  sein. 

Lichtblicke:
Trotz aller Herausforderungen bleiben Veranstaltungen Orte der Hoffnung. Wo Menschen zusammenkommen, Musik teilen, tanzen, reden und träumen, entsteht Gemeinschaft. Gerade im Osten Deutschlands, wo rechte Strukturen aktuell wieder immer präsenter werden, haben Musik und Nachtkultur eine besondere Bedeutung: Sie schaffen Räume, in denen Vielfalt, Offenheit und Solidarität gelebt werden. 

Bei der MiNa ist uns gerade angesichts der anstehenden Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt oder auch die im Panel “Rechts abgebogen? Nicht mit uns!” besprochene Abstimmung des Appoldaer Stadtrates, welche zum Austritt der Stadt aus der “Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus” führt, noch bewusster geworden: 

Wir müssen diese Lichtblicke wahren und freien Austausch weiterhin ermöglichen können. Sei es durch die Anmeldung von Tanzdemonstrationen oder die Zurverfügungstellung von dritten Räumen im Rahmen von Musikveranstaltungen.

Musik und Clubkultur sind dabei mehr als Unterhaltung – sie sind Ausdruck, Widerstand und Selbstermächtigung, schaffen Gemeinschaft und Kreativität. Sie zeigen, dass eine andere Realität möglich ist: laut, bunt, solidarisch.

In diesem Sinne:
Bleibt dabei, unterstützt einander, vernetzt euch – findet eure Szene!

Wir danken den Organisator:innen der MiNa für ihre Arbeit und unsere Einladung.