Das Nachtleben in Halle und ganz Deutschland steht vor einer Vielzahl an Herausforderungen, doch das Nachtentfalter Symposium 2025 zeigte: inaktiv, tot, abgeschrieben und frei von Interesse ist diese wichtige Kulturbranche noch lange nicht.

Zwei Tage lang hat das Netzwerk Musikveranstaltende Halle, mit der Tagung zum nachtkulturellen Musikleben, Kollektive, Live-Spielstätten, Clubs, Musikschaffende, die Verwaltung der Stadt Halle (Saale) sowie alle Interessierten Personen miteinander vernetzt. Über Formate wie Paneltalks, Vorträge, Workshops und spielerische Mitmach-Aktionen wurde so der Zusammenhalt der Musikszene gefördert, neue Verbindungen geschaffen und Nachwuchs für das kulturelle Nachtleben erreicht.
Über 100 Teilnehmer:innen kamen im Lichthaus Halle zusammen und haben zu mehr als zehn Themenbereichen diskutiert, debattiert, Ideen gesammelt, Lösungsansätze konzipiert und Meinungen ausgetauscht.

Einen der ersten Themenbereiche nahm der Zukunftsaustausch zwischen Szenemitgliedern und Vertreter:innen der Verwaltung der Stadt Halle zu Freiflächen für Spontan-Veranstaltungen ein. Es wurden aktuelle Freiflächen vorgestellt, aber auch diskutiert, an welchen Punkten der Stadtkarte von Halle neue geeignete Plätze für die musikalische Auslebung zu finden sein könnten, welche Voraussetzungen solche Orte aufweisen müssen und an welchen Stellen sich mit Fragen nach Lautstärke und Nutzen weiter auseinander gesetzt werden sollte.
Parallel wurde über ein Vortragsformat vermittelt, welche Herausforderungen die Veranstaltungs- und Clubkultur aktuell und in der Zukunft bestehen muss, welche soziokulturellen, politischen und wirtschaftlichen Faktoren dafür verantwortlich sind und welche Chancen sich womöglich sogar aus der aktuellen Lage heraus ergeben können. Am Samstag wurden diese Perspektiven erweitert – durch aktuelle Lageberichte von Clubbetreibenden mit Einblicken in ihre Gründung, Veränderungen und aktuellen Herausforderungen. Zuletzt ging es ebenfalls darum, welche Ideen entwickelt werden können, die es Akteuer:innen mit dem Ziel neue Spielstätte zu eröffnen ermöglichen könnte, auch innerhalb von prekären Umständen rundum Finanzierung und Kosten die Clublandschaft zu erweitern.
Einem speziellen, aber aktuell zentralen Bestandteil der Herausforderungen der Clubkulturszene, der Einfluss der Gen-Z, wandten sich innerhalb einer Paneldiskussion sowohl Vertreter:innen der Generation-Z selbst, als auch ältere Szenemitglieder und Veranstalter:innen zu. Es wurden Lösungsansätze gesucht, Ideen zum schaffen von Brücken zwischen Generation gesammelt und diskutiert, wie die aktuelle Generation, welche im Alter zwischen 16 und 28 einen großen Teil an aktuellen Partygänger:innen einnimmt, sich am Nachtleben beteiligt. Wie lässt sich die Veranstaltungsszene strukturell wandeln und welche Bedürfnisse und Einflüsse durch die Corona-Pandemie und voranschreitende Digitalisierung könnten hinter den aktuellen Herausforderungen liegen? Es konnten innerhalb der kurzen Zeit keine eindeutigen Lösungen gefunden werden, doch die Akteur:innen machten deutlich: „Wir wollen uns in Halle als Veranstalter:innen der Gen-Z und darüber hinaus erneut zusammensetzen und gemeinsam an der Zukunft des Nachtlebens arbeiten!“.

Allen Beteiligten soll dabei in Zukunft ein vorgestelltes Tool, der Veranstaltungs-Chatbot, zur Seite stehen. Über dieses auf Telegram erreichbare Programm können Ideen für Veranstaltungen in erste Konzepte umgewandelt, sowie nötige Formale und Unterlagen gesammelt und direkt abgerufen werden können. Über ein gerade in Arbeit befindliches Glossar zu Szene-Begriffen sollen Informationen zu Veranstaltungen außerdem über einfache Sprache, zukünftig für alle Menschen, gerade für diejenigen mit Sprachbarrieren, zugänglich werden.
Im Paneltalk Patriarchat in der Szene teilten vier FLINTA* Personen als Veranstalterinnen, DJs und Musikerinnen ihre Erfahrungen über Machtstrukturen sowie Erlebnisse von Benachteiligung und stellten so deutlich dar, dass es weiterhin eine Menge Arbeit benötigt, um eine Gleichberechtigung in der Musikszene erreichen zu können. Überraschend war für die Speakerinnen die Mehrzhal an non-FLINTA* Personen, welche dem Talk beiwohnten und sich so aktiv mit ihren Eindrücken beteiligen konnten. Gemeinsam wurde erarbeitet, wie eben jene non-FLINTA* Personen, die Szene selbständig beeinflussen können, sodass Gleichberechtigung gefördert werden kann, zum Beispiel durch Ausdruck von Kritik und Teilen von Wissen.
Über die Teilnahme an Talks im Fishbowl Prinzip oder Fragerunden hinaus, durften alle Gäste außerdem in Formaten selbst aktiv werden. Workshops erarbeiteten mit Teilnehmenden zusammen, wie Veranstaltungen nachhaltig geführt werden können oder wie eine Anlage korrekt aufgebaut wird. Ein spielerisches Abschlusshighlight am Freitag bildete das Finde-deine-Szene Format, in welchem sich über ein Speed-Kennenlern-Bingo, mehr als 30 Teilnehmende, besser oder ganz neu kennenlernten und so Einstiege in die Veranstaltungsszene oder neue Möglichkeiten für Kooperationen finden durften.
Leider musste ein ursprünglich sehr gefragter Workshop, durchgeführt von der Initiative Drops, zu Spiking in der Veranstaltungsszene verschoben werden. Nun soll das Format, gemeinsam mit dem Netzwerk Musikveranstaltende Halle, an einem neuen Datum wiederholt werden. Bleibt aktiv bei uns auf Instagram und dem Newsletter, um Neuigkeiten für die Teilnahme am Workshop zu erhalten. Ebenfalls wiederholen möchte Tix for Gigs ihr Format zu alternativen Finanzierungsmöglichkeiten für Clubs und Spielstätten mit einer Folgeveranstaltung.
Wir danken allen Unterstützer:innen, Speaker.innen und Teilnehmenden für das Nachtentfalter Symposium 2025. Dank euch durften sich neue Verbindungen ergeben, an der Zukunft des nachtkulturellen Lebens konstruktiv gearbeitet, sowie Strukturen gestärkt werden.
Bildcredits: Jonas Herting









































































